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DDR-Laster wurden in Braunschweig repariert

Buch beschreibt auch die Rolle der Volvo-Werksniederlassung in der Nähe zur ehemaligen Zonengrenze


Von Ernst-Johann Zauner
In einem neuen Buch über Volvo in Deutschland wird auch die besonderen Rolle Braunschweigs im Vertriebssystem der Schweden dargestellt. Denn erst Ende der 1950er Jahre wagten die Schweden den Sprung in die Höhle des Auto-Löwen Deutschland. Die Marke ist älter. 1927 verließ der erste Serien-Volvo die Werkshalle nahe Göteborg. Volvo, vom lateinischen „ich rolle“, rollte allerdings bei den ersten Testfahrten nur rückwärts. In Deutschland sollte es von 1958 an mit dem berühmte Buckel -Volvo vorwärts gehen. Doch hielten sich die Verkaufszahlen in Grenzen. Dass der Personen- und Lastwagenhersteller Volvo ausgerechnet im Volkswagen- und MAN-Land, in Braunschweig, Anfang der 70er Jahre eine große Werksniederlassung baute, hängt mit der geopolitischen Lage der Stadt zu Zeiten des so genannten „Eisernen Vorhangs“ zusammen. Auf einem 7000 Quadratmeter großen Gelände an der Hansestraße errichtete Volvo einen Betrieb, der in der größten Ausbaustufe für bis zu 120 Mitarbeiter geplant war. Die Größe des Betriebs war nicht nach der Zahl der zugelassenen Volvos in der Region bemessen worden, sondern trug der Nähe zur damaligen Zonengrenze - nahe des Grenzübergangs Helmstedt - Rechnung, beschreibt Autor Hans-Christian Herrmann in seinem Buch. In Braunschweig ließ die DDR-Spedition Deutrans - ähnlich wie in Nürnberg - ihre Volvo-Lastwagen reparieren und warten. Deutrans hatte wie andere staatliche Ost-Speditionen auf Volvo gesetzt, wie die Funktionärs-Kaste auf Volvo-Limousinen. Die Trucks wurden im Ost-West-Handel eingesetzt. Die Braunschweiger hatten mit den Ost-Volvos gut zu tun, weiß Herrmann. Da die Lastwagen oft bis an ihre Verschleißgrenze gefahren und dann generalüberholt wurden, lag das Reparaturvolumen häufig über einer Ersatzbeschaffung. Zu den Braunschweiger Kunden gehörte nicht nur die DDR-Deu-trans, sondern auch die ungarische und russische Volvo-Lastwagenflotte. Zu dieser Volvo-Hochzeit veranstaltete die Niederlassung in Braunschweig sogar ihren Volvo-Ball in der Stadthalle. Eine Braunschweiger Volvo-„Kri-minalgeschichte“ hat der Autor allerdings nicht vermerkt. 1988, die Niederlassung war inzwischen von einem Vertragshändler übernommen, die LKW-Sparte in eine eigene Firma überführt worden, verschwand der Geschäftsführer des Personenwagengeschäfts samt Inhalt des Tresors und Gebrauchtwagen. Der Betrieb startete danach an neuem Standort und unter neuer Geschäftsführung wieder durch.
Service:
Das Buch
Titel: 1958 bis heute - Volvo in Deutschland
Autor: Hans-Christian Herrmann
Umfang: 128 Seiten, rund 300 Fotos, z. T. in Farbe
Preis: 25,90 Euro
Verlag: Walter Wolf Verlag, Riedstadt
ISBN: 978-934820-15-9



Braunschweiger Zeitung 11.02.2008