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Walter Wolf ist im Zusammenhang mit der Geschichte von Volvo kein unbekannter Name. Etliche Bücher publizierte er zusammen mit Dieter Günther, in seinem eigenen Walter Wolf-Verlag liegt der inhaltliche Schwerpunkt bisher auch bei den „Schweden“. Titel wie „Die Entstehungsgeschichte der schwedischen Automobilindustrie“ sind dort genau so zu finden wie „Das Volvo-Verkäufer-Handbuch“ oder „Der Kampf um Volvo“, insgesamt 11 von 20 Büchern haben die Elch-Marke namentlich im Titel. Wenig verwunderlich also, dass der Archivar und bekennende Volvo-Fan Dr. Hans-Christian Herrmann 2007 im Walter Wolf-Verlag sein Buch „Volvo in Deutschland“ vorstellte (2009 bereits in zweiter Auflage erschienen). Er befand sich zu diesem Buch in der Vorbereitung, als er seine ersten automobilhistorischen Geschichten im „Citroën-Jahrbuch“ veröffentlichte, und zwar, da passend damals in Leipzig im Staatsarchiv beschäftigt, zur Geschichte der Marke Citroën in der DDR. Seinerzeit erzählte Dr. Herrmann mir, dass er beabsichtige, nach dem Volvo-Buch auch ein gleichartiges zur deutschen Geschichte von Citroën zu verfassen. Auch dieses Werk liegt nun im Walter Wolf-Verlag vor, erschienen im Jahr 2010. Was es zum Inhalt hat, fasste ein Hydraulik-Stammtischbesucher so in einem Satz zusammen: „In dem Buch wird mal nicht die Autogeschichte der Marke erzählt, sondern die Geschichte aus der Sicht der Händler.“ Tatsächlich widmet sich sowohl das Volvo-Buch als auch der Band „Citroën in Deutschland“ ganz überwiegend der Geschichte der Entwicklung dieser beiden Importeure in der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit. Autor Herrmann hat dazu in bester Historiker-Art recherchiert, das heißt, er hat städtische und Unternehmens-Archive ausgewertet und Zeitzeugen interviewt. Das ergibt ein oft punktuell sehr genaues, lokales Bild, vor allem aber eine große Übersicht über die Geschäftsentwicklung in Deutschland. Da Herrmann Saarländer ist und mittlerweile wieder in Saarbrücken lebt und arbeitet, sind die sonst oft eher unbekannten Materialien gerade aus diesem Bundesland besonders reichhaltig. Das wird sich bestimmt besonders positiv auch für sein Ende 2011 ebenfalls im Walter Wolf-Verlag erscheinendes Buch „Peugeot in Deutschland“ auswirken, sitzt der Importeur der Löwenmarke doch quasi vor Herrmanns Haustür. Das im Vergleich zu anderen Werken textlastige, da mit Detailinformationen gespickte und einigermaßen klein gedruckte Citroën-Buch wird aufgelockert durch viele private oder bis dato unbekannte Archiv-Fotos, die durch ihre alltägliche Stimmung dem Leser Vergnügen bereiten. Leider sind etliche der Bilder sehr klein im Layout gesetzt, nur wenige seitenfüllend, die dann auch prompt begeistern. Da hätte man sich unter Fortlassung der weitgehend bekannten Werksbilder manchmal weniger Bilder dafür aber mehr große gewünscht. Apropos Wünsche: Zwei Autoren-Kollegen hatten mich „vorgewarnt“, denn das Citroën-Buch sei in Ihren Augen „ungebührlich persönlich wertend“ in der Sprache bzw. bringe „zwar unendlich viele Details, aber eigentlich wenig wirklich Neues.“ Nun ist das immer so mit den Erwartungen, dass man gerade von profilierten Kollegen wie einem promovierten Historiker natürlich sehr viel mehr erwartet als von den üblichen, generös gern über die Historie (und damit manchmal die sachliche Wahrheit) hinweg fliegenden, Presse-Schreibern oder detailverliebten Hobby-Spezialisten. Ich denke jedoch, dieses Citroën-Buch ist in der Lektüre zwar eine etwas schwerere Kost für den Leser als die übliche Autoliteratur, insgesamt aber eine sehr lohnende Ergänzung und voller Details, die man so nicht kannte oder eingeordnet sah. Die Sprache ist an einigen Stellen tatsächlich etwas ungewohnt umgangssprachlich, dies ist richtig, auch die Beobachtung, dass es einige einzelne unnötige Wertungen von Personen wie Journalisten oder Autoren bzw. aktuellen Restaurierungs-Firmen gibt. Doch für den Wert des Buches insgesamt hat das meiner Meinung nach keine allzu große Bedeutung. Vielmehr gewundert hatte ich mich im Volvo-Buch darüber, dass die im Untertitel angekündigte Geschichte „bis heute“ irgendwo um 1995 abbricht. Die gesamte moderne Ford- Episode der schwedischen Marke kommt kaum, der Begriff Premier Automotive Group gar nicht zur Sprache. Dabei ist der schleichende Untergang einer Marke, die wie Volvo schließlich nach China an die Geely International Corporation verkauft wurde, historisch ja stets eine spannende Betrachtung wert. Zum Glück ist diese Ausblendung der Moderne beim Citroën-Buch vermieden, hier wird die, das Überleben der Marke sichernde, Peugeot-Ära bis zur Jetzt-Zeit ausgiebig beleuchtet. Dafür wird im Citroën-Buch ein Wort konsequent falsch benutzt: „Citroen(n)isten“ ist seit vielen Jahrzehnten, aus dem französischen Sprachgebraucht entlehnt, ein fester Begriff für die Fans der Doppelwinkelmarke. Bei Herrmann wird der Ausdruck hingegen für die Mitarbeiter des Importeurs in Köln verwendet, was sehr verwirrend ist. Als allerletzte kritische Anmerkung, die ich dem Autor aber bereits persönlich mitteilen konnte, der für den Peugeot-Band dahingehend Besserung ankündigte, sei vermerkt, dass leider in beiden Bänden keinerlei (wie vorgeschrieben einzelne) Herkunftsangaben der Bilder zu finden sind. Gerade bei der Fülle unbekannter und besonders spannender Fotos aus dem Alltag einer Automarke hätte man gerne bei einigen Bildern gewusst, woher sie stammen. Zusammenfassend gebührt dem Autor in jedem Falle Lob, nicht nur für seine Bildauswahl und die akribischen Recherchen, sondern generell dafür, solches Material überhaupt ausgegraben und aufbereitet zu haben. Das sah wohl auch Kollege Immo Mikloweit so, der ein sehr gutes Vorwort zu Herrmanns Citroën-Buch schrieb. In diesem schaffte er das Kunststück, auf vier eng bedruckten Seiten die gesamte Entstehungsgeschichte von Citroën in Deutschland (1926 bis 1945) so klar wie nie zuvor zusammenzufassen. Auf den Peugeot-Band von Autor Herrmann bin ich besonders gespannt, da es zu dieser Marke in Deutsch seit Langem kein brauchbares Pendant gibt. U. Knaack Weitere Infos bei: www.walterwolf-verlag.de Hans-Christian Herrmann: Citroën in Deutschland 160 Seiten, 21x28 cm, fester Einband Walter Wolf-Verlag 2010, 25,90 EUR ISBN 978-3-934820-21-0 Hydraulische Presse/em> 2.2011 S. 7-8 |