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Zweimal Capri

Lange haben die Freunde und Fans des "Schnellen Rückens aus Köln" auf ein deutschsprachiges Buch über den Ford Capri warten müssen. Und dann erscheinen Ende 1988 gleich zwei, die sich zudem vom Titel her sehr ähnlich geben: "Das Ford Capri Buch" von Johannes Kuhny aus dem Verlag Podszun-Motorbücher und "Das Große Ford-Capri-Buch" von Walter Wolf aka Günther Ulfik aus dem Heel-Verlag.
Das Buch von Kuhny beschreibt auf 96 Seiten die Produktions- und Typengeschichte des Capri, ergänzt um die Kapitel Motorsport, Tuning, Kaufberatung und Clubadressen. Es ist reichhaltig bebildert und bietet zudem Tabellen der wichtigsten Motordaten. Dem Autor unterliefen leider eine Reihe von Fehlern, die einerseits den Charakter von Stilblüten ("Die Lenkung ist serienmäßig", Seite 65) haben, andererseits von mangelhafter Recherche zeugen (so heißt es auf Seite 64 zum Capri Turbo: "Als Zündkerzen werden Champion RN-3G eingesetzt, auf der linken Seite mit Kappen, rechts mit Gewinde"). Daß es den Capri II zwischen 1974 und 1978 nicht mit Zweiliter-V6 gegeben haben soll, wie es die technischen Daten suggerieren, und der Einspritzmotor des RS260 keine Probleme bereite (so Kuhny in der Kaufberatung) werden alle Capri-Fans mit Vehemenz bestreiten. Und was drei Abbildungen der Kugelfischer-Einspritzung, wie sie z.B. für den Vierzylinder-BMW-Motor verwendet wurde, im Abschnitt zum sechszylindrigen RS2600 sollen, wird das Geheimnis des Autors bleiben. An vielen Stellen hätte man sich tiefergehende Informationen gewünscht. Empfehlenswert ist das Buch für denjenigen, der sich in erster Linie für den Capri-Lebenslauf interessiert.
Im direkten Vergleich trägt das Große Ford-Capri-Buch sein Attribut "groß" mehr als zu recht und mehr auch, als es das Buchformat auf den ersten Blick erahnen lässt. Auf 176 Seiten hat der Autor alles zusammengetragen, was es zum Capri-Thema zu sagen gibt. Neben Kapiteln zu den ersten Ford-Fahrzeugen, die diesen Namen trugen (der amerikanische Lincoln Capri in den fünfziger Jahren und der englische Consul Capri zu Beginn der Sechziger) wird vor allem der Styling- und Typengeschichte wie auf die Sondermodelle (Cabrios, Turbo-May, Aston-Martin-Capri, Ferguson-Vierradantrieb, Mako V8 usw.) detailliert eingegangen. Die umfangreiche und mit viel Sachkenntnis dargestellte Motorsport-Karriere des Capri ergänzt im Anhang eine Auflistung aller Teilnahmen an der Deutschen Rennport-Meisterschaft.
Interessant sind auch die Kapitel Tuning (mit repäsentativem Querschnitt des früheren und heutigen Angebots), Kaufberatung, Modelle (wussten Sie, dass über 60 Hersteller mehr als 250 verschiedene Miniaturen des Capri fertigten, von denen alle, z.T. mit Bild, aufgelistet sind) und Clubszene (mit rund 150 Clubs dürfte die Capri-Fangemeinde zahlenmäßig eine der größten Interessengruppen eines Autotyps sein). Abgerundet wird das Große Ford-Capri-Buch von umfangreichen Tabellen zur Fahrzeug-Identifikation (hier wurden sogar die serienmäßigen Lackfarben usw. aufgelistet), technischen Daten (auch der Wettbewerbsversionen), Pressespiegel sowie ein Verzeichnis der deutschsprachigen Verkaufsprospekte. Auch vom Bildmaterial kann das Große Ford-Capri-Buch überzeugen.. Es erschöpft sich nicht allein in bekannten Pressebildern, sondern zeigt neben Neuaufnahmen bisher kaum veröffentlichtes Bildmaterial, so von der Päsentation des Capri III in Schloß Kronberg, als man das Vorzeige-Fahrzeug hochkant durch den engen Eingang bugsieren musste.
Die Fülle des aufgearbeiteten Materials überzeugt, so dass es leicht fällt, über eine vertauschte Bildunterschrift (Seite 10), die orthographische Ungereimtheit im Modellkapitel (wo Zakspeed, obwohl sonst korrekt, mit "ck" geschreiben wird) und eine falsche Jahreszahl (Seite 21) hinwegzusehen. Der direkte Vergleich zwischen dem kleinen und dem Großen Ford-Capri-Buch zeigt nicht nur, dass im Verhältnis zum Gebotenen der Heel-Verlag das eindeutig bessere Preis-Leistungs-Verhältnis hat, sondern auch, dass der Autor neue Maßstäbe für Modelltypologien setzt.

Oldtimer Markt 4.89 S. 48